Jussi Adler Olsen „Erbarmen“

erbarmenDas sagt der Klappentext:

Und dann kam die Angst… wie ein schleichendes Gift. Sie horchte auf die verzerrte Stimme, die die aus einem Lautsprecher irgendwo im Dunklen kam. „Herzlichen Glückwünsch zu deinem Geburtstag, Merete. Du bist jetzt hier seit 126 Tagen, und das ist unser Geburtstagsgeschenk: Das Licht wird von nun an ein Jahr lang eingeschaltet blieben. Es sei denn, du weißt die Antwort. Warum halten wir dich fest?“

Wer sind die Entführer? Was wollen sie von dieser Frau? Kann ein Mensch ein solches Martyrium überleben?

Es ist der erste Fall für Carl Mörck, Spezialermittler des neu eingerichteten Sonderdezernats Q in Kopenhagen, und seinem syrischen Assistenten Hafez el-Assad: ein atemloser Wettlauf um das Leben einer Frau, die längst als tot gilt.

Das sage ich:

Ich liebe nordische Krimiautoren und die besondere Tristesse und Düsternis, die man wohl nur so unverwechselbar hinbekommt, wenn man einige Winter mit großem Lichtmangel erlebt hat. Auf Anhieb fallen mir da Stieg Larsson, Jon Nesbo und auch Henning Mankell ein…

Nun habe ich also das Debüt von Jussi Adler Olsen aus Dänemark weitgehend verschlungen, und fand es ausgezeichnet! Nur die ersten paar Seiten waren ein wenig mühsam, bis das Geschehen richtig in Fahrt kam. Und anfangs war mir Kommissar Carl Mörck einfach von Herzen unsympathisch. Gut, der arme Kerl hatte keine leichte Zeit hinter sich, die Exfrau ist eine durchgeknallte Kunstspinnerin und nimmt ihn nach Strich und Faden aus, und er wurde bei einem Einsatz verletzt, während ein Kollege starb und der andere vom Hals abwärts gelähmt nun sein Dasein fristet. Aber Carl Mörck bringt mit seiner „null Bock-Einstellung“ auch seine Kollegen zur Weißglut, die ihn schließlich „befördern“ – in den Keller. Dort entsteht das Sonderdezernat Q, extra neu gegründet für Carl Mörck, er soll alte, nicht aufgeklärte Fälle neu aufrollen und seinen Kollegen möglichst aus dem Blickfeld bleiben. Er bekommt noch einen Assistenten zur Seite gestellt, der Syrer Assad ist zwar eigentlich nur für Putz-, Kopier- und Kaffeekochtätigkeit vorgesehen, entpuppt sich aber als wertvolle, fleißige Hilfe und „Experte für eh alles“. So etwas gibt es bei uns in Österreich auch: Gunkl. Jedenfalls beginnt Carl Mörck seinen Dienst damit, dass er die Beine hochlegt, Zigaretten raucht und Assad durch den Aktenberg kämpfen lässt, um dann dessen Ideen und Arbeit als die seine auszugeben. Wahrscheinlich entspricht Carl Mörcks Destruktivität einem postraumatischen Belastungssyndrom, welches behandlungsbedürftig wäre, aber nachdem er sich gemeinsam mit Assad dem Fall der seit 5 Jahren verschwundenen, ertrunken geglaubten Politikerin Merete Lynggard zu widmen beginnt, entwickelt er sich durchaus zu einem fähigen und sogar durchaus menschlichen Ermittler, der mir immer sympathischer wurde. Wer als Drahtzieher hinter der Entführungsgeschichte steckt, weiß man als erfahrener Krimileser ziemlich bald, aber das tut nichts zur Sache, weil man sich den Ausgang nicht in den kühnsten Träumen ausmalen kann. Die Switcherei zwischen den Szenen mit Carl Mörck und der gefangen gehaltenen Merete, in deren Gefühlsleben wir immer ausführliche Einblicke erhalten, ist auch gut überschaubar gehalten. Und somit bleibt die Spannung bis zum Schluß erhalten…

Gut, ein paar Klischees sind natürlich dabei (offenbar hat kein Kommissar jemals ein funktionierendes Privatleben, und immer irgend ein Trauma zu verarbeiten), aber ich liebe die Dialoge von Assad und Carl, die teilweise richtig witzig sind, und so furztrocken beschriebene Szenen wie diese, als Carl in das Zimmer seines pubertierenden Sohnes platzt, um ihn um sein altes Playmobilspielzeug zu bitten, mit dem er eine Szene nachstellen will, während dieser gerade den BH seiner Freundin überprüft 🙂

Auch wenn hier kaum blutrünstige Szenen vorhanden sind, so packt und fesselt das Buch auch hartgesottenen Krimifans. Vor einem Jahr wurde der Roman verfilmt, muss unbedingt mal die DVD dazu auftreiben, es würde mich sehr interessieren, wie das Buch umgesetzt wurde.

Habt ihr von Jussi Adler Olsen was gelesen, oder sogar den Film „Erbarmen“ gesehen?

6 Gedanken zu “Jussi Adler Olsen „Erbarmen“

      • Du sagst es! Hab grad gesehen, dass du selbst auch schon was dazu geschrieben hast.. 🙂 Und zu Lisa Jackson, die hab ich grad in Arbeit, allerdings was anderes, „der Skorpion“. Fand von ihr auch „Mercy“, „Desire“ und „Spur der Angst“ total klasse. Die beiden, die du gelesen hast, kenne ich wiederum nicht…

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